Mit „The Sisters Brothers“ (zur FILMDIENST-Kritik) präsentiert der
Franzose Jacques Audiard seinen ersten Film in englischer Sprache. Für den visuell starken Western mit
John C. Reilly und Joaquin Phoenix erhielt er den „Silbernen Löwen“ für die Beste Regie
bei den Filmfestspielen in Venedig 2018. Ein Gespräch über die Risse in den
Fassaden von Männlichkeit, das Spiel mit Genrevorgaben und Utopien.
Ich
hätte alles von Ihnen erwartet, nur keinen Western. Haben Sie eine Affinität
gegenüber diesem Genre?
Audiard: Überhaupt nicht. Das Kino prägt
uns in einem bestimmten Alter, zwischen elf und fünfzehn dreht sich alles nur
um das eine: um Mädchen, eine fremde Spezies, die es zu erobern gilt. Und die fehlten
einfach im Western, deshalb fühlte ich mich da auch nicht aufgehoben und deshalb
interessierte mich John Wayne als
Sheriff, Marshall oder Kavallerie-Offizier nicht besonders. Diese Machos waren überhaupt
nicht mein Ding. Jean-Louis Trintignant dagegen mit seinen Frauengeschichten im
Film entsprach da schon eher meinem Schauspiel-Idol.