Braucht es zum Vergessen die Erinnerung, braucht es Bilder, die man willentlich verblassen lässt, um im Leben weitergehen zu können? Direkt ausgesprochen wird diese Frage, die im Hintergrund von „Rückkehr nach Korsika“ ständig mitschwingt, von der 18-jährigen Jessica (Suzy Bemba), die sich zum ersten Mal bewusst an dem Ort ihrer ersten Lebensjahre wiederfindet, an dem ihr Vater unter tragischen Umständen starb. „Das ist die Kindheits-Amnesie“, meint ihre jüngere Schwester Farah (Esther Gohourou) zu dem merkwürdigen Nichts, das ihnen auf der Insel begegnet. Sie selbst war noch ein Baby, als die Mutter mit den beiden Töchtern Korsika fluchtartig verließ. Vom Vater sind den Schwestern neben ein paar Fotos nicht mehr als ein paar dürre Erzählfäden geblieben, die sich über die Jahre zu einer immer ungreifbareren Leerstelle ausgewachsen haben.
Doppelt wiegende Fremdheitserfahrungen
Die französische Regisseurin Catherine Corsini erzählt eine klassische Geschichte über den Aufruhr und die Verunsicherung, die mit einer Rückkehr – in die Vergangenheit, an den Herkunftsort – einhergehen können. Für das französische Kino eher „unklassisch“