Eine
Filmreihe feiert das Werk von Hongkong-Ikone Wong Kar-wai. In einem Double Feature
werden zwei Arbeiten der US-Newcomerin Kit Zauhar gezeigt, und mit „Midsommar“
startet ein zur Jahreszeit passender Art-Horror-Erfolg: Über neue
Arthouse-Highlights & Klassiker im MUBI-Programm.
Hongkong-Kinoikone
Wong Kar-wai entwickelte sich in den 1990er- und 2000er-Jahren zu
einem der einflussreichsten Filmemacher seiner Zeit: Ähnlich wie Quentin
Tarantino begeisterte (und begeistert) sein Kino nicht nur eine ganze
Cineasten-Generation, sondern färbte stilistisch auch stark auf andere
Filmemacher ab. „Wong Kar-wai arbeitet visuell. Bei ihm treffen sich Pop und
Kunst“, schrieb Patrick Holzapfel in einem Porträt anlässlich der Kino-Wiederaufführung
von „In the Mood for Love“ 2021: „Er gehört zu jenen
Filmemachern, die dabei helfen, dass Menschen zum Kino bekehrt werden. Man
könnte dieses Kino ‚Filmlover’s Mainstream‘ nennen, also das, worauf sich die
meisten, die das Kino lieben, einigen können. Es überrascht nicht, dass
MUBI-Gründer Efe Cakarel die Filme Wong Kar-wais, die er online nicht finden
konnte, als entscheidend nannte für seine Idee, einen Arthouse-Streamingdienst
zu gründen.“
Angesichts
dieser mit Wong Kar-wai verwobenen „Initiationsgeschichte“ von MUBI verwundert
es nicht, dass der Arthouse-Streamingdienst den Meister nun mit einer Filmreihe
hochleben lässt: Ab 5. Juli präsentiert er eine Auswahl von sieben seiner Werke,
anhand derer sich die Genese von Wong Kar-wais Filmsprache von den späten
1980er-Jahren („As Tears Go By“) bis zu „2046“ in
den frühen 2000er-Jahren nachverfolgen lässt.
Ein Double
Feature zu US-Nachwuchstalent Kit Zauhar
Im Juli-Programm
von MUBI findet sich außerdem ein „Double Feature“ zu einer spannenden Newcomerin:
Die 1995 geborene Kit Zauhar – Drehbuchautorin, Regisseurin und
Schauspielerin – feierte 2021 mit ihrem Langfilm-Debüt „Actual People“
Premiere in Locarno und stellte 2023 mit „This Closeness“ eine
weitere Spielfilm-Arbeit vor – geprägt vom realitätsnahen, mit einfachen
Mitteln und wenig Budget umgesetzten, primär an Menschen, ihren Beziehungen und
ihrem Unbehagen im Alltag interessierten „Mumblecore“-Kino: „Meine Filme
basieren auf Gesprächen. Ich suchte bei den Mumblecore-Filmen nach Inspiration,
weil sie das taten, was ich zu tun versuchte: Wie kann ich einen packenden Film
machen, mit vielen guten Gesprächen und wenig Geld?“, äußerte sie in einem
Interview zu „Actual People“.
Aber auch
das Genrekino kommt bei MUBI zum Zug: Passend zur sommerlichen Jahreszeit läuft
ab 9. Juli Ari Asters „Art Horror“-Erfolg „Midsommar“: Das
Ambiente, ein sonnig-sommerliches Dorf irgendwo in Schweden, ist idyllisch,
doch das, was vier US-Student:innen zustößt, die einen schwedischen
Kommilitonen dorthin begleiten, ist wahrhaft grauenerregend.
Julian Radlmaiers
„Blutsauger“ dagegen – ein weiterer MUBI-Neuzugang im Juli –
klingt zwar nach Horror und hat auch Vampire in petto, ist aber mitnichten
auf Grusel ausgelegt, sondern tatsächlich komödiantisch-satirisches Diskurskino
rund ums marxistische Modell der Klassengesellschaft.
Stichwort
Diskurskino: An veritablen Klassikern wiederum hat MUBI im Juli zwei Filme von Alexander Kluge im Programm. Zu sehen sind am 1. Juli „Abschied von gestern“
(1966), ein Meilenstein des Neuen deutschen Films um eine jüdische Frau, die
aus der DDR in die BRD geflohen ist, auch dort aber nie ganz heimisch wird.
Ebenfalls am 1. Juli startet auch sein zusammen mit Edgar Reitz gedrehter Film
„In Gefahr und höchster Not bringt der Mittelweg den Tod“ (1974),
der fiktive Geschichten mit dokumentarischen Szenen rund um die Räumung
besetzter Häuser in Frankfurt/Main zu einem satirischen Zeitporträt verdichtet.