© Gaumont/Alamode Film

Kinotipp: „Zwischen uns das Leben“

Das französische Drama handelt von der Wiederbegegnung zweier einst Liierter.

Veröffentlicht am
06. Mai 2024
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Die Jury der Katholischen Filmkritik hat das französische Drama „Zwischen uns das Leben“ von Stéphane Brizé zum neuen Kinotipp gekürt. In dem Film sucht ein Schauspieler nach einem Nervenzusammenbruch Zuflucht in einem Wellness-Ressort und trifft in dem Ort wieder auf seine einstige Geliebte. Die erneute Begegnung wird für beide zum Anlass, ihre Leben auf den Prüfstand zu stellen.


Außerhalb der Saison in einem Kurort an der französischen Atlantikküste: Der Filmschauspieler Mathieu (Guillaume Canet) gehört zu den wenigen Gästen im Wellness-Ressort, der die mit Meerwasser arbeitende Thalasso-Therapie ausprobiert. Doch auch in dem menschenleeren Hotel und auf den herbstlich-ungemütlichen Straßen wird der Darsteller regelmäßig erkannt und zum Zentrum einer ihm eher unangenehmen Aufmerksamkeit; ohne ein Foto mit ihm geben sich die Bewunderer seiner Filme nie zufrieden. Dabei zeigt Regisseur Stéphane Brizé in seinem Drama „Zwischen uns das Leben“ von Beginn an, dass Mathieu keine gesundheitliche, sondern eine seelische Krise durchmacht: Kurz vor seinem ersten Auftritt auf einer Theaterbühne hat ihn die Panik erfasst und er ist regelrecht geflohen. Nun stellt der rund 50-jährige Mime in den langen Therapie-Pausen sein ganzes Leben in Frage, weint mitunter und verliert bei kleinsten Fehlschlägen die Nerven.

An diese Studie einer Krise, von der Regie eher tragikomisch als düster aufbereitet, schließt sich bald ein zweiter Handlungsstrang an. Die in dem Küstenort lebende Klavierlehrerin Alice (Alba Rohrwacher) hat ebenfalls von Mathieus Anwesenheit erfahren und nimmt Kontakt mit ihm auf. 15 Jahre zuvor waren der angehende Schauspieler und die junge Musikerin in Paris miteinander liiert, trennten sich damals aber unter unguten Umständen. Alice scheint das Mathieu aber nicht mehr nachzutragen, mit ihrem Mann und ihrer Teenager-Tochter führt sie ein gutes Leben. Doch entgegen ihrer Verabredung bleibt es nicht bei einem einzigen zwanglosen Treffen in einem Café. Was beide einst verbunden hat, führt sie erneut zusammen. Ihre erneute Affäre wird für beide zum Katalysator, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen und sich mit Enttäuschungen und ungelebten Wünschen zu befassen.


Unaufdringliche Reflexion von Krisen, Hoffnungen und Träumen

Die Jury der katholischen Filmkritik würdigt „Zwischen uns das Leben“ als einen sehr gelungenen Film über die Reflexion von Krisen, Enttäuschungen, Hoffnungen, Wünschen und Lebensträumen. Dabei ist er ohne Aufdringlichkeit inszeniert und zeichnet sich durch einen angenehm subtilen Alltagshumor aus. Die lakonischen Szenen aus dem Wellness-Hotel mit absurden Begegnungen oder dem Kampf mit einer hypermodernen Kaffeemaschine sind hochkomische Höhepunkte. Gerade auch, weil sie von dem tieftraurigen Mathieu stoisch ertragen werden.

Lebensträume werden wieder geweckt (© Michael Crotto/Alamode Film)
Lebensträume werden wieder geweckt (© Michael Crotto/Alamode Film)

Die Mischung aus Humor und tiefer Melancholie schätzt die Jury als ausgewogen und kunstvoll. Hierzu trägt ein ausgeklügeltes Farbkonzept in Weiß- und Grautönen bei; auch wenn nach den Treffen mit Alice weitere Farben hinzukommen, bleiben diese dennoch abgetönt. Durch die Begegnung der beiden wird früheres und heutiges Erleben auf den Prüfstand gestellt und durch den Katalysator des Blicks des jeweils anderen neu zusammengesetzt und bewertet. Die Begegnung wird als möglicher Ort der Heilung sichtbar, im Unterschied zu der körper- und seelenlosen „Heilanstalt“ im nebensaisonalen Hotel. Als sehr gelungen lobt die Jury auch, wie der Film alles in einer Schwebe halte, die zu sagen scheint: Es ist nicht möglich, vielleicht nicht einmal erstrebenswert, alles zu haben.

Besonders hervorgehoben wird von der Jury auch die Nebenerzählung um eine ältere Freundin von Alice, die in einem Video von ihrem Leben und neuem Liebesglück im Alter berichtet und an deren Hochzeitsfeier Alice und Mathieu teilnehmen. Diese Ereignisse werden keineswegs zum Vorbild oder auch nur zur Parallelität der Geschichte der beiden Hautfiguren; sie helfen ihnen jedoch in der Wahrnehmung und Bewertung eigener Befindlichkeiten, Träume und Rollen. Der allmähliche Rückfall in alte romantische Anklänge ist mit großer Zurückhaltung inszeniert und kennt keine überhasteten Schritte, sondern besteht auf einer glaubwürdigen Abwartehaltung im Vorgehen der einst Liierten.


Zwischen uns das Leben“ läuft ab 1. Mai in den deutschen Kinos.


Der „Kinotipp der Katholischen Filmkritik“ hebt Filme hervor, die in besonderer Weise religiöse Themen aufgreifen, von menschlichen Nöten, Sorgen und Hoffnungen erzählen und Antworten auf existenzielle Fragen formulieren.

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