Richard, Gilles und Philippe, alle um die 60 Jahre alt, sind seit ihrer Jugend befreundet. Einmal im Jahr treffen sie sich, um zusammen mit ihren Partnerinnen ein gemeinsames Wochenende zu verbringen. Diesmal hält der erfolgreiche und wohlhabende Richard für seine Freunde zwei Überraschungen bereit: Er lädt ein zu einem Segeltörn nach Korsika – und er hat eine neue Partnerin namens Daphnée mit dabei. Insbesondere Philippes Frau Astrid, die offenbar sehr gut mit Richards Ex Charlotte befreundet ist, will sich keinesfalls auf „die Neue“ einlassen. Gilles und Carole sehen die Sache viel entspannter, was aber auch damit zu tun haben könnte, dass Gilles gerade versucht, sich das Rauchen abzugewöhnen. Man kennt sich also und muss sich trotzdem erst einmal auf den neuesten Stand bringen. Was macht Daphnée wohl beruflich? Warum hat Richard Charlotte verlassen? Was gilt es an Bord einer luxuriösen Segelyacht zu beachten oder zu entdecken? Skipper Battistu, ein knorriger Korse, macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für die aufgekratzten Landratten, die sich auf See amüsieren wollen. Die aufgekratzte Fröhlichkeit der Reisegruppe wirkt dabei aber nicht nur deshalb so aufgesetzt, weil Astrid die ganze Zeit schlechte Stimmung verbreitet, sondern entpuppt sich binnen kürzester Zeit als Fassade.
Überspielt werden die Risse zunächst noch durch lärmend-alberne Routinen mit leicht frivolen Zügen, wenn am Ende des ersten Reisetages das titelgebende Quiz „Entre amis“ gespielt wird. Am zweiten Tag sorgt ein kurzer Schwimmausflug für etwas Spannung, bevor die Freunde tollpatschig beginnen, das Schiff nachhaltig zu beschädigen. Was Konsequenzen hat, als ein schweres Unwetter heraufzieht und der erfahrene Skipper durch ein Missgeschick ausfällt. Während die unerfahrenen Urlauber den Naturgewalten trotzen, fallen die Masken und fördern manche unangenehme Wahrheit ans Licht, was allerdings nur zu Konflikten führt, die am Ende allesamt die alten Freundschaften und Beziehungen bestärken. Nur eben auf der Basis gegenseitiger Aufrichtigkeit. Wenn Gilles und Philippe sich vom arroganten Gehabe Richards herabgesetzt wähnen, heißt das nicht, dass sie Richards Position als Primus inter pares in Frage stellen. Wenn Astrid schließlich einen Seitensprung gesteht, heißt das noch lange nicht, dass Philippe Astrid verlassen wird. Nichts wird sich ändern, doch dem Film, der routiniert und vorhersehbar sein Programm herunterspult, ist das aufreizend egal.
Man könnte sagen: „Unter Freunden“ ist ein Road Movie, das mit viel Getöse nicht von der Stelle kommt. Was auch nicht weiter problematisch ist, weil die Geschichte problemlos auch in einer Skihütte spielen könnte, die überraschend eingeschneit wird. Letztlich ist es Boulevardtheater, das zu Wasser gelassen wurde. Weshalb der überschaubare Handlungsraum mit seiner geringen Auswahl an Schauplätzen (Kajüten, Kombüse, Brücke, Deck) gerne um Unterwasserperspektiven ergänzt wird, die einem ganz anderen Genre zuzurechnen sind. So erweist sich eine Haifischflosse bezeichnenderweise als verlorengegangene Taucherflosse, was nur zu verwechseln ist, wenn sich der Blick möglichst nicht unter die Wasseroberfläche wagt. Das ist symptomatisch für einen Film, der kein Horrorfilm, aber der reine Horror ist. Denn Geständnisse wie die einer Depression, eines Selbstmordversuchs oder auch nur über die Mühsal einer Frauenkarriere im Männermetier lassen sich nicht mit dürftigen Gags auflösen. Alles bleibt hier an der Oberfläche, im Ungefähren. Das Einzige, was angesichts der Neurosen und Lebenslügen eines bräsig-sorglosen Bürgertums hier zu Bruch geht, ist der Schädel Battistus – und das stolze Schiff, das dem Vergnügen dienen sollte, aber der Affirmation des Status Quo geopfert wird. „Unter Freunden“ ist ein Film, der sich selbst ausstreicht; ein fades Dokument, in dem sich selbst der Ennui auf exakt 90 Minuten dehnen kann. Wenngleich nur mit größter Anstrengung und nicht zum Vergnügen des Publikums, das zumindest Zynischeres verdient hätte.