Global Player - Wo wir sind isch vorne

Komödie | Deutschland 2013 | 98 (24 B./sec.)/94 (25 B./sec) Minuten

Regie: Hannes Stöhr

Der Juniorchef eines zahlungsunfähigen Maschinenbauers auf der Schwäbischen Alb sucht sein Heil in einem Joint-Venture mit einem chinesischen Partner, ohne sich zuvor mit seiner Familie abgestimmt zu haben. Eine amüsante Tragikomödie über den Niedergang eines Traditionsbetriebes in Zeiten der Globalisierung. Der Film lebt von den Kontrasten und Konflikten zwischen Generationen und Kulturen; sein komisches Potenzial resultiert aus dem Aufeinanderprallen von schwäbischer und chinesischer Lebensweise. Anhand der Figur des Familienpatriarchen macht der Film zudem eine Zeitreise durch 70 Jahre deutscher Geschichte. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
sabotage films/Stoehrfilm/ARD Degeto/BR/ARTE
Regie
Hannes Stöhr
Buch
Hannes Stöhr
Kamera
Andreas Doub
Musik
Florian Appl · Paul Kalkbrenner · Fritz Kalkbrenner
Schnitt
Simone Klier
Darsteller
Christoph Bach (Michael Bogenschütz) · Walter Schultheiß (Paul Bogenschütz) · Inka Friedrich (Marlies Bogenschütz) · Ulrike Folkerts (Marianne Bogenschütz) · Stefan Hallmayer (Matthias Bogenschütz)
Länge
98 (24 B.
sec.)
94 (25 B.
sec) Minuten
Kinostart
03.10.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Ein gelber Porsche fährt zügig durch die schwäbische Alb. Fast wirkt der schnittige Wagen wie ein fester Bestandteil der sonnig-goldenen Herbstlandschaft. Aber die Idylle im Schatten der Hohenzollernburg trügt. Die Stimmung des Porschefahrers ist düster. Sein Betrieb, das Familienunternehmen „Bogenschütz & Söhne“ in Hechingen, ist zahlungsunfähig. Der Grund: Die Textilmaschinen der traditionsreichen Firma kosten zu viel; die Bekleidungsindustrie lässt lieber in Asien produzieren. Von dort erhofft sich der Juniorchef Michael auch die Rettung seiner Firma: durch ein Joint-Venture mit einem chinesischen Textilproduzenten aus Shanghai. Allerdings hat er weder seine drei Geschwister noch den 90-jährigen Familienpatriarch Paul eingeweiht, obwohl eine chinesische Delegation schon unterwegs ist. Die Verhandlungen kommen auch alsbald ins Stocken, nachdem sich der alte Bogenschütz vehement einmischt. Als die Chinesen unverrichteter Dinge nach Hause fahren, reist ihnen Michael nach. „Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel“ sagt ein chinesisches Sprichwort. Für seinen vierten Spielfilm ist der Regisseur Hannes Stöhr in seine schwäbische Heimat zurückgekehrt. „Global Player – Wo wir sind isch vorne“ zeigt die reiche süddeutsche Provinz in der Krise, eine in die Jahre gekommene Idylle im Umbruch. Der Film lebt von Kontrasten und Gegensätzen: zwischen der Megametropole Shanghai und dem biederen Hechingen, zwischen Expansionsdrang chinesischer Unternehmer und schwäbischer Bedächtigkeit. Und nicht zuletzt auch von der Spannung zwischen den Generationen der schwäbischen Unternehmerfamilie, dem rüstigen Senior, dessen Patentrezepte noch aus der Zeit des Wirtschaftswunders stammen, und seinem jüngsten Sohn, einem versierten Taktiker, dem die Felle davonschwimmen. Denn in Shanghai ticken die Uhren anders als in Hechingen, und so prallen chinesische und schwäbische Mentalität heftig aufeinander. Stöhr entwickelt seine schwäbische Unternehmersaga mit bittersüßem Humor, aber ohne Häme und hektische Handlung; er erzählt in einer einfachen Geschichte von den komplexen Verstrickungen der Globalisierung. Anhand der Figur des Familienpatriarchen macht der Film auch eine Zeitreise durch 70 Jahre deutscher Geschichte, glaubwürdig zentriert in Gestalt des auch schon 88 Jahre alten Schauspielers Walter Schultheiß. Der Film endet durchwachsen: chinesische Kommandorufe vermischen sich mit unverständlichem schwäbischen Grummeln, an der auch die chinesische Übersetzerin scheitert. Alles hat sich geändert, damit vieles beim Alten bleibt. Nur der gelbe Porsche, der geht an den chinesischen Parteifunktionär.
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