Der Verdingbub

Drama | Schweiz/Deutschland 2011 | 106 Minuten

Regie: Markus Imboden

Ein zwölfjähriger Waisenjunge wird von den Behörden in eine Bauernfamilie gesteckt, die ihn und ein anderes "Verdingkind" lieblos als billige Arbeitskraft missbraucht. Besonders hart wird es, als der arrogante Sohn der Familie nach seiner Militärzeit auf den Hof zurückkehrt. Schnörkelloses, packendes Drama über ein düsteres Kapitel der Schweizer Geschichte, das dramaturgisch alles richtig macht und auch schauspielerisch durchgehend überzeugt. Ein starker, eindrücklicher und auch (politisch) wichtiger Schweizer Film. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DER VERDINGBUB
Produktionsland
Schweiz/Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
C-Films/Bremedia
Regie
Markus Imboden
Buch
Plinio Bachmann · Jasmine Hoch
Kamera
Peter von Haller
Musik
Benedikt Jeger
Schnitt
Ursula Höf
Darsteller
Max Hubacher (Max) · Katja Riemann (Bösigerin) · Stefan Kurt (Bösiger) · Maximilian Simonischek (Jakob) · Lisa Brand (Berteli)
Länge
106 Minuten
Kinostart
25.10.2012
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Ascot Elite (16:9, 2.35:1, DD5.1 Schweizerdeutsch/dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot Elite (16:9, 2.35:1, dts-HD Schweizerdeutsch/dt.)
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Diskussion
In „Der Verdingbub“ verweist Markus Imboden auf ein unschönes Kapitel der Schweizer Geschichte: auf die bis Mitte der 20. Jahrhunderts gängige Praxis, Waisen- und Scheidungskinder in fremden Familien unterzubringen, vorwiegend im ländlichen Raum. Die „Gastfamilien“ hatten daran durchaus ein Interesse: Da Verdingkindern vom Staat ein Kostgeld zustand, waren sie nicht nur billige Arbeitskräfte, sondern brachten auch einen willkommenen Zugewinn für die Familienkasse. In der Schweiz wurde um dieses Thema lange einen großer Bogen gemacht, und auch Imbodens wunderschön-schnörkelloser, aus Sicht des titelgebenden Jungen erzählter Film beleuchtet die Hintergründe nur marginal. Dies ist jedoch auch schon die einzige Schwäche des Films. Im Zentrum stehen der zwölfjährige Waisenjunge Max (sensationell gespielt von Max Hubacher) und die etwas jüngere Berteli. Max wächst im Kinderheim auf. Als es eines Tages heißt, er solle seine sieben Sachen packen, fühlt er sich wie ein kleiner Prinz: Endlich wird er eine Familie und ein richtiges Zuhause haben. Davon, dass die Emmentaler Bauernfamilie Bösiger eben erst einen Verdingbub zu Grabe trug, weiß Max nichts. Der Gemeindepräsident glaubt, die Sache mit einer sanften Ermahnung an die Adresse von Frau Bösiger erledigt zu haben. Tatsächlich läuft es für Max vorerst nicht schlecht. Er erhält eine eigene Kammer, Frau Bösiger (als Schweizer Bäuerin überzeugend: Katja Riemann) scheint eine herbe, aber gerechte Frau zu sein; der Vater ist ein schweigsamer Kauz, der den fleißigen Max bald ins Herz schließt. Doch dann kehrt Bösigers Sohn Jakob zurück. Dem ist nicht nur die Militärzeit zu Kopf gestiegen, sondern er ist arrogant, egozentrisch, faul und außerdem maßlos eifersüchtig auf Max. Der hat fortan einen schweren Stand. Noch schlimmer ergeht es der ebenfalls bei den Bösigers einquartierten Halbwaisen Berteli, die immer mehr zu Jakobs Opfer wird. „Der Verdingbub“ erzählt eine ungemein herbe, ja entsetzliche Geschichte, die dennoch in Bann zieht. Das liegt daran, dass Imboden seine Figuren weniger als eigenständige Personen denn als Vertreter einer Zeit und Gesellschaft zeigt, die für vieles noch nicht reif ist. Es liegt aber auch daran, dass Max die Hoffnung auf ein besseres Leben, sein Quäntchen Glück, nie verliert, und es überdies die eine oder andere Figur gibt, die Max’ leidvolle Situation erkennt, ihm unter die Arme greift oder sogar gegen die Missstände interveniert. Ein starker, eindrücklicher und auch (politisch) wichtiger Schweizer Film.
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