Dokumentarfilm | Deutschland/Schweiz 2013 | 92 (24 B./sec.)/88 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Dario Aguirre

Der in Hamburg lebende Filmemacher Darío Aguirre reist widerwillig in seine Heimat Ecuador, um das Restaurant seines Vaters auf Vordermann zu bringen, obwohl er Vegetarier ist. Der Tod der Mutter zwingt Vater und Sohn dann, nach Jahrzehnten des Schweigens miteinander auch über persönliche Gefühle und Befindlichkeiten zu sprechen. Ein trotz aller Schicksalsschläge mit leichter Hand und einer Neigung zur ironischen Selbstreflexion inszenierter Dokumentarfilm, der die Katharsis und die Versöhnung der Männer mit Geduld ins Bild setzt. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
CESARS GRILL
Produktionsland
Deutschland/Schweiz
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
Filmtank/Reck/NDR/arte/SRF
Regie
Dario Aguirre
Buch
Dario Aguirre
Kamera
Santiago Oviedo
Musik
Daniel Almada
Schnitt
Julia Drache
Länge
92 (24 B.
sec.)
88 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
03.10.2013
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Verleih DVD
Lighthouse Home Entertainment
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Diskussion
Dass Vater und Sohn zu „Meistern der Nicht-Kommunikation“ werden, beschäftigt erwachsene Männer in aller Welt. So auch den gebürtigen Ecuadorianer Darío Aguirre, der seine südamerikanische Heimat mit 19 verließ, um sich in Hamburg als Filmemacher und Musiker zu verwirklichen. Zehn Jahre später erhält er einen Anruf von seinem Vater: das elterliche Grillrestaurant stehe kurz vor der Pleite, der Sohn müsse helfen. Eine originelle Ausgangssituation, denn Darío ist Vegetarier. Mit gemischten Gefühlen fliegt er zurück in seinen Geburtsort und fremdelt zunächst mit der alten Heimat. Doch der Konflikt dreht sich nicht um ideologische Gegensätze, um Fleisch oder Gemüse, sondern um das fast schon feindselige Schweigen zwischen den Männern. Daríos Excel-Tabellen, mit denen die väterliche Buchhaltung auf Vordermann gebracht werden soll, bleiben ungelesen, die DVDs mit Daríos Filmen ungesehen. Auch die Ratschläge, das Lokal mit mitteleuropäischem Flair aufzupeppen, finden kein Gehör. Es scheint, als habe der Vater mit seinem Hilferuf vor allem das familiäre Wiedersehen im Kopf gehabt. Als die Mutter, die – auch das keine Ausnahme – als verbindendes Mittelglied agierte, an ihrer Krebserkrankung stirbt, sind die beiden Männer auf sich zurückgeworfen. Immerhin haben sie da schon vereinbart, einen Film über Daríos Rückkehr zu drehen. Mit dem Tod der Mutter bekommt die bis dahin vor allem originelle Geschichte vom Vegetarier, der ein Fleisch-Restaurant retten soll, eine existentialistische Note. Bisher hatten Vater und Sohn zwar über das weitere Schicksal des Restaurants verhandelt, doch „keiner traute sich, den anderen zu fragen, wie es ihm geht“. Nun sind sie gezwungen, füreinander Verantwortung zu übernehmen. Was, nachdem mehrere Täler des Schweigens durchschritten sind, auch klappt: Irgendwann ist Vater Cesar bereit, dem Sohn seine Gefühle zu offenbaren, sich dessen Filme und Bilder anzugucken. „Cesars Grill“ ist das Dokument einer Versöhnung, einer beidseitigen Katharsis, und damit ein Leitfaden für so viele Männer, sich aus ihren festgefahrenen Vater-Sohn-Schemata zu befreien. Die trotz aller persönlichen Schicksalsschläge mit leichter Hand und einer Neigung zur ironischen Selbstreflektion inszenierte Dokumentation zeigt aber auch, dass man dafür viel Zeit investieren muss. Mit ein bisschen „Quality Time“ ist so ein Verhältnis genauso wenig zu retten wie das Grillrestaurant mit Excel-gestützten Ratschlägen zum besseren Wirtschaften. Als Darío seinen Vater für einen Tag am Grill vertritt, wundert sich die Kundschaft über den neuen Wirt und fragt, wann Cesar denn wieder da sei; was bei Aguirre die Erkenntnis reifen lässt, dass es eine persönliche Ebene gibt, die wichtiger ist als aus der Ferne zugemailte Effizienztabellen. Am Ende sind Cesars Schulden eher gewachsen, und er muss wohl mit den 232 US-Dollar auskommen, die ihm jeden Monat zum Leben bleiben. Vater und Sohn haben viel geschwiegen, um Frieden zu schließen. Dabei ist jede Menge „quantity time“ auf der Strecke geblieben. Ökonomisch effektiv war das nicht, aber notwendig. Aguirre entscheidet sich, in sein Künstlerleben nach Deutschland zurückzukehren – doch jetzt ist der Gang in die neue Heimat keine Flucht mehr vor dem Vater, sondern tatsächlich in die Selbstverwirklichung.
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