45 Minuten bis Ramallah

Komödie | Deutschland 2013 | 90 (24 B./sec.)/87 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Ali Samadi Ahadi

Ein 30-jähriger Palästinenser mit israelischem Pass kehrt für ein Hochzeitsfest in seine Heimat zurück. Dort gerät er mit seinem autoritären Vater so sehr in Streit, dass dieser an einer Herzattacke stirbt. Nach Wunsch des Toten soll dessen Leichnam in Ramallah bestattet werden, was eine irrwitzige Abfolge grotesker Zwischenfälle entlang der israelisch-palästinensischen Demarkationslinie nach sich zieht. Eine überschäumend turbulente Multi-Kulti-Komödie, die mit comichaft überzeichneten Figuren Terroristen, Rassisten und Fanatiker jeder Couleur der Lächerlichkeit preisgibt. Zum Ende mündet sie in eine löbliche, aber auch selbstläuferische Friedensbotschaft. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2013
Produktionsfirma
brave new work filmprod./ARD Degeto
Regie
Ali Samadi Ahadi
Buch
Gabriel Bornstein · Karl-Dietmar Möller-Nass
Kamera
Wedigo von Schultzendorff
Musik
Ali N. Askin
Schnitt
Silke Olthoff · Frank Geiger
Darsteller
Karim Saleh (Rafik) · Navid Akhavan (Jamal) · Julie Engelbrecht (Olga)
Länge
90 (24 B.
sec.)
87 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
05.12.2013
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
So begrüßenswert es ist, dass mit Ali Samadi Ahadi ein weiterer Migrant im deutschen Kino zur festen Größe aufgestiegen ist, so enttäuschend ist sein braver Kurs, das seit seinem Spielfilmdebüt „Salami Aleikum“ (fd 39 384) erfolgreiche Komödienkonzept schlicht auf weitere Culture-Clash-Problemzonen zu übertragen. Der wie auf dem Reißbrett generierte Klon „45 Minuten bis Ramallah“ kehrt nach „The Green Wave“ (fd 40 309) umstandslos zur Holzhammer-Komik seines Erstlings zurück. Erneut mit Navid Akhavan in einer der Hauptrollen besetzt, tönt es im dümmlich infantilen Ton zwischen RTL-Comedy und dem bieder-gestrigen Weltbild von Papas Kinolieblingen à la Peter Alexander oder Jerry Lewis. Immerhin: Gemessen am durchschnittlichen Komplexitätsgrad dieser Referenzgrößen ist es bewundernswert, mit welcher Selbstverständlichkeit Ahadi islamistische Terroristen, Rassisten und Fanatiker jeder Couleur der Lächerlichkeit preisgibt, und das im konfliktgeladenen Israel, das aus deutscher Perspektive überhaupt nicht komödientauglich ist. Ein 30-jähriger Palästinenser mit israelischem Pass verdingt sich in einem Restaurant auf der Hamburger Reeperbahn als Küchenhilfe, gibt bei seiner Mutter aber vor, einen erstklassigen Gourmet-Tempel zu führen. Als er den schlecht bezahlten Job verliert, kommt ihm die Einladung zur Hochzeit seines jüngeren Bruders gerade recht. Nach erniedrigenden Körpervisitationen am Flughafen und einer Taxifahrt mit einem schlechtgelaunten Israeli-Hasser gibt er aus dem Off in Zwiesprache mit dem Zuschauer zunächst den sarkastischen Jerusalem-Stadtführer, um sich dann bei der Familienfeier sogleich mit seinem autoritären Vater in die Haare zu kriegen, der prompt vor lauter Aufregung einen Schlaganfall erleidet. Die nicht weniger dominante Mutter befiehlt ihren zerstrittenen Söhnen, den Patron in seinem Geburtsort Ramallah zu bestatten, also mitten im palästinensischen Autonomiegebiet. Ein aufreibendes Unterfangen, müssen auf der vermeintlich nur 45 Minuten langen Fahrt mit dem Lieferwagen und einer Leiche im Plastiksack doch diverse Grenzkontrollen, Diebstähle durch die russische Automafia, Gefängnisaufenthalte als vermeintliche Bombenleger und Verschleppungen im Auftrag der „Heiligen Freiheitskämpfer“ überstanden werden, mitsamt einer gerade noch verhinderten Exekution und dem Einsatz als Selbstmordkommando. Unter übermotiviertem Einsatz des russischen „Kalinka“-Refrains, orientalischer Tanzmusik und wild animierter Jagdszenen gerät die Odyssee zur Fuchtel-Orgie à la Louis de Funès. Inklusive cartoonhaft überzeichneter Figuren, deren Nervenzusammenbrüche, Schwulen-Witze und Techtelmechtel zwischen den Olgas und Rafiks dieser zum „Irrenhaus“ missratenen Multi-Kulti-Welt nur selten etwas wirklich Unerwartetes zu lachen geben. In der Summe ist das ein unterfordernder Eintopf, der Kindermündern durchaus bekäme, wären sie denn das Zielpublikum dieser in ihren Mitteln atavistischen Turbulenzmaschine mit einer zwar löblichen, aber auch selbstläuferischen Friedensbotschaft, die erneut die politisch korrekte Preislawine in Gang setzten dürfte.
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