Planet der Affen: Survival

4K UHD | USA 2017 | 140 Minuten

Regie: Matt Reeves

Ein drakonischer Colonel, der keine moralischen Skrupel kennt, wenn es darum geht, die Stellung des Menschen als „Krone der Schöpfung“ zu verteidigen, hat den intelligenten Affen um ihren Anführer Caesar den Kampf angesagt. Während die meisten Affen flüchten, um eine neue, sichere Heimat zu suchen, zieht Caesar los, um sich zu rächen. Der technisch brillante, zwischen Actionfilm und Melodram angesiedelte Effektfilm prangert noch vehementer als frühere Teile der Serie menschliche Arroganz und Rücksichtslosigkeit an. Dabei eröffnet sich die Perspektive auf eine Humanität jenseits des Homo sapiens, wobei in der zweiten Hälfte biblisch geprägte Motive ins Spiel kommen und von Strafgericht und der Aussicht auf Erlösung erzählen. (Frühere Fime der aktuelle Serie: "Planet der Affen: Prevolution", "Planet der Affen: Revolution") - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
WAR FOR THE PLANET OF THE APES
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Chernin Ent.
Regie
Matt Reeves
Buch
Mark Bomback · Matt Reeves
Kamera
Michael Seresin
Musik
Michael Giacchino
Schnitt
William Hoy · Stan Salfas
Darsteller
Andy Serkis (Caesar) · Woody Harrelson (Colonel) · Steve Zahn (Bad Ape) · Terry Notary (Rocket) · Amiah Miller (Nova)
Länge
140 Minuten
Kinostart
03.08.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
4K UHD | Abenteuer | Drama | Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Die BD enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache. Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs sowie die Featurette "Caesars Geschichte" (12 Min.) über den Hauptcharakter unter den Affen. Die Extras der umfangreicheren und vorbildlich konzipierten BD enthalten zudem u.a. ein kommentiertes Feature mit zehn im Film nicht verwendeten Szenen (23 Min.) ein ausführliches "Making of" (29 Min.) sowie die Featurettes "Die visuellen Effekte" (11 Min.) "Die Filmmusik" (6 Min.), "Die Hintergründe der Planet der Affen-Filme" (20 Min.) und "Eine Hommage an die klassischen Planet der Affen-Filme" (8 Min.). Die BD-Editionen sind mit dem Silberling 2017 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts dt.) 4K: Fox (16:9, 2.35:1, Dolby_Atmos engl., dts dt.)
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Actionreicher Abgesang auf die Menschheit

Diskussion

In der Exposition schließt sich die Kamera einem kleinen Trupp Soldaten an, der in den Wäldern eine Affenkolonie attackieren will, was ein wenig an Vietnam-Kriegsfilme erinnert. Man fühlt die Anspannung der Soldaten, die in das unübersichtliche Gelände eindringen und einem Gegner entgegengehen, der wesentlich besser ans Terrain angepasst ist. Doch haben diese Männer Mitleid verdient? „Planet der Affen: Survival“ scheint eher jenes „Damn you all to hell!“ nahezulegen, mit dem Charlton Heston 1967 im allerersten „Planet der Affen“-Film die Menschheit verfluchte. Noch während es zum ersten gewaltsamen Zusammenstoß der Spezies kommt, wechselt der Film die Seiten und hält fortan konsequent zu den Affen. In „Planet der Affen: Prevolution“ und „Planet der Affen: Revolution“ schien ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Affen noch möglich, doch der neue Teil ist ein bitterer Abgesang auf den Homo sapiens, der seinen Verstand nur nutzt, um, frei nach Goethes „Faust“, tierischer als jedes Tier zu sein. Ebenso faszinierend wie furchteinflößend verkörpert Woody Harrelson dieses Destruktionspotenzial der Menschheit. Als martialischer „Colonel“ hat er Kämpfer um sich geschart und Affen versklavt, um ohne Rücksicht den Anspruch zu verteidigen, die „Krone der Schöpfung“ zu sein. In einem brutalen Coup gelingt es ihm, das Heim der intelligenten Affen um ihren Anführer Caesar zu überfallen, viele zu töten und die Affen zur Flucht und zur Suche nach einem neuen Lebensraum zu zwingen. Caesar setzt sich mit einigen Vertrauten vom Tross ab, um seinerseits zum Angriff überzugehen: Während er im Vorgängerfilm noch für Vergebung und Verständigung plädierte, schwenkt er nun selbst auf den Rachekurs ein – mit üblen Konsequenzen.

Düstere Farbtöne, winterliche Landschaften, schließlich der Schmutz und Stacheldraht eines Gefangenenlagers: Die Räume in Matt Reeves’ Film sind so kalt und mitleidlos wie die Menschen, die Caesar und seinen Artgenossen die Hölle auf Erden bereiten. Umso berührender erscheint in dieser dystopischen Welt die warmherzige Beziehung der Affen untereinander: Immer wieder nimmt sich der Film Zeit, die zärtliche Fürsorge der Affen für ihre Familienmitglieder und Freunde ins Bild zu setzen, was neben der hervorragenden Motion-Capture-Gestaltung dafür sorgt, dass man sich emotional an die haarigen Helden bindet. Den Menschen dagegen scheint ein solch „menschlicher“ Umgang untereinander völlig abhandengekommen zu sein – mit Ausnahme eines stummen Mädchens, das zu Caesar und seinen Freunden stößt und von den Affen nach einigem Zögern adoptiert wird. Doch ist die Kleine überhaupt ein „richtiger“ Mensch? Der Colonel würde das bestreiten: Das Virus, das in „Planet der Affen: Prevolution“ die Menschheit dezimierte, sorgt in mutierter Gestalt dafür, dass Infizierte die Fähigkeit zur Sprache verlieren. Der Colonel kann darin nur eine Regredierung zum Tier erkennen, der durch brutale Dezimierung aller Kranken Einhalt geboten werden muss.

Matt Reeves, der auch schon „Planet der Affen: Revolution“ (fd 42495) inszeniert hatte, legt einmal mehr einen ungemein spannenden Effektfilm vor, dem trotz aller Lust am Spektakel die Fragen nach dem Wesen des Menschen und seinem Verhältnis zum Rest der Schöpfung nicht aus dem Blick geraten. So pessimistisch und düster der Film dabei auch ist, findet er doch vor allem in der zweiten Hälfte, u.a. mittels biblisch grundierter Motive, zu so etwas wie einer Erlösungsperspektive. Während die Menschen fern jeder Einsicht bleiben, wachsen die Affen gerade in der schlimmsten Drangsal über sich hinaus; der von Andy Serkis bravourös verkörperte Caesar wird gar zum christushaften „Schmerzensmann“ und Primaten-Moses stilisiert, der die Affen (inklusive ihres kleinen menschlichen Schützlings) wie ein neues „auserwähltes Volk“ ins gelobte Land führen soll. Wenn der Film ganz am Ende einen Bogen zum Original von 1968 schlägt, deutet er, was einst als Tragödie erschien, zur Hoffnung um.

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