Avatar - Aufbruch nach Pandora

Abenteuer | USA 2009 | Erstaufführung: 162 Extended Version: 171 Collector's Cut: 178 Minuten

Regie: James Cameron

Ein querschnittsgelähmter Söldner nimmt im 22. Jahrhundert auf einem fremden Planeten an einem Programm teil, bei dem sein Bewusstsein auf einen künstlich erzeugten Körper übertragen wird, der dem der humanoiden Ureinwohner entspricht. Dies soll dazu dienen, die Spezies für kolonialistische Ausbeutungspläne eines Konzerns gefügig zu machen. Doch die Begegnung mit der unbekannten Welt und dem ganzheitlichen Denken ihrer Bewohner verändert den Söldner. Ein fulminantes, visuell atemberaubendes Abenteuermärchen mit einer ausgefeilten Bildsprache sowie einem komplexen Hintergrund, der Mythisch-Religiöses ebenso wie existenzphilosophische Nachdenklichkeit und politische Skepsis in eine berührende Fabel einfließen lässt. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
AVATAR
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Twentieth Century-Fox/Dune Ent./Giant Studios/Ingenious Film Partners/Lightstorm Ent.
Regie
James Cameron
Buch
James Cameron
Kamera
Mauro Fiore
Musik
James Horner
Schnitt
John Refoua · Stephen Rivkin · James Cameron
Darsteller
Sam Worthington (Jake Sully) · Zoë Saldana (Neytiri) · Sigourney Weaver (Grace Augustine) · Stephen Lang (Col. Miles Quaritch) · Michelle Rodriguez (Trudy)
Länge
Erstaufführung: 162 Extended Version: 171 Collector's Cut: 178 Minuten
Kinostart
22.09.2022
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Abenteuer | Action | Drama | Science-Fiction
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Standard Editionen mit der Kinoerstaufführung (DVD & BD) enthalten keinerlei Bonusmaterial. Die Extended Collector's Editions (auf 3 DVDs & 3 BDs) enthalten drei Fassungen des Films: Die Kinofassung [2009] (155 Min. DVD, 162 Min. BD), die erweiterte Kinofassung [2010] (164 Min. DVD, 171 Min. BD) und den sog. "Collector's Cut" [2010] (171 Min. DVD, 178 Min. BD). Die DVD-Extras der Extended Collector's Edition umfassen u.a. die Möglichkeit eines separaten Zugriffs auf die neuen Szenen der erweiterten Kinofassung und des Extended Collector's Cuts. Zudem besteht die Möglichkeit des Betrachtens von etwa 45 Minuten in keiner der Filmversionen enthaltener "entfallener Szenen" sowie einer 100-minütigen Dokumentation zum Film. Die BDs dieser Collector's Edition enthalten zudem u.a. etwa 26 Minuten mehr "entfallene Szenen" sowie zusätzlich eine Fülle von noch mehr ins Detail gehender Features über die Spezial Effekte und eine detaillierte Analyse einer Filmszene (etwa 65 Min., optional als Bild-im-Bild-Feature zum laufenden Film). Beide Extended Collector's Editions auf DVD und BD sind mit dem Silberling 2010 ausgezeichnet. Die 2023 erschienenen "Remastered Edition" (4K UHD plus BD) präsentiert den Film (leider nur die 162-minütige Kinofassung!) audiovisuell in geschönter, indes kontrovers aufgenommener, da sicherlich noch optimierbarer Qualität bei vergleichbaren Extras. Diese Editionen enthalten indes eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache.

Verleih DVD
Fox (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., dts dt.) Remastered: Fox (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl., DD5.1 dt.) 4K: Fox (16:9, 1.78:1, dolby_Atmos engl., DD5.1 dt.)
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Fulminantes Abenteuermärchen um einen Söldner, der auf einem fremden Planeten eine humanoide Art ausspionieren soll, dabei aber deren Kultur und Lebensweise lieben lernt.

Diskussion

Baumsamen, die wie bläulich-weiß schimmernde Quallen durch die Luft schwimmen. Korallenfarbene Blütenkelche, die sich bei Berührung scheu ins Erdreich zurückziehen. Sanft phosphoreszierende Pflanzen. Die Flora von Pandora sieht fast so aus, als läge die Oberfläche des von mächtigen Urwäldern bewachsenen Planeten am Grund eines Meeres. Offensichtlich lässt die Tiefsee den US-Regisseur James Cameron nicht los.

Eigentlich ist „Avatar“, in dem es um die verwandelnde Begegnung eines menschlichen Söldners mit dem fremden Planeten geht, ein Widerspruch in sich. Das Avancierteste an Technologie, was die Filmbranche Ende des 20. Jahrhunderts zu bieten hat, unter anderem ein eigens für „Avatar“ entwickeltes stereoskopisches Kamerasystem zum dreidimensionalen Filmen der Realszenen, wird für die Umsetzung einer Geschichte aufgeboten, in der die Harmonie zwischen Mensch (bzw. Humanoid) und Natur beschworen und einer technisierten, aggressiven Kultur gegenübergestellt wird.

Ein Werk, das neue Maßstäbe setzt

Mit einem gewaltigen Aufwand an digitalen Effekten, deren Umsetzung das Budget des Films in astronomische Höhen trieb, wird ein Werk kreiert, das visuell neue Maßstäbe setzen soll; seine Motive speisen sich allerdings aus dem vertrauten Mythenarsenal des Regisseurs. Da ist das Ozeanisch-Unkontrollierbare, in dem menschliche Überheblichkeit untergeht, da sind die destruktiven Maschinen und die klugen, starken Frauen- bzw. Mutterfiguren. Solche Widersprüche macht der Film allerdings schnell vergessen, ebenso wie die Tatsache, dass seine Handlung ähnlich vorhersehbar ist wie der Plot von „Titanic“, und zudem stark an die Pocahontas-Geschichte erinnert, an die Filme von Hayao Miyazaki oder klassische Social-Science- Fiction à la Ursula K. LeGuin.

Cameron gelingt einmal mehr das Kunststück, ein Stück Kino zu formen, dessen Grandezza alle anderen Blockbuster in den Schatten stellt. Die schiere Bildgewalt, mit der der Clash zwischen menschlichen Kolonisatoren und Pandoras beseelter Natur in Szene gesetzt ist, wird dabei noch von der emotionalen Wucht der melodramatischen Höhepunkte übertroffen. Die Basis dafür sind Figuren, die – wie in allen Filmen Camerons – nicht gerade durch besonders komplexe Charakterisierungen auffallen, aber auch nie zu Statisten des technisch Möglichen degradiert werden.

Das gilt für die menschlichen Protagonisten, aber auch für die mittels Motion Capture kreierten Na’vi, die blauhäutigen Ureinwohner Pandoras. Diese sollen im Film studiert werden, und zwar mittels eines Verfahrens, das menschliches Bewusstsein in „Avatare“ überträgt, die den Körpern der grazilen Aliens entsprechen. In dieser „Verkleidung“ können sich Menschen unter die Na’vi mischen und ihre Lebensweise kennenlernen.

Das Ziel des Konzerns, der die Na’vi-Forscherin Grace Augustine finanziert, ist allerdings nicht das zweckfreie Sammeln von Wissen; vielmehr sollen die Erkundungen dazu benutzt werden, das Waldvolk gefügig zu machen. Die Firma will die Bodenschätze Pandoras ausbeuten; wenn es geht, mit dem Einverständnis der Na’vi, wenn nicht, dann eben auch ohne.

Majestätisches Gleiten in 3D

Jake Sully, ein durch eine Kriegsverletzung querschnittsgelähmter Marine, nimmt an dem Avatar-Programm teil. Schon bei der ersten Expedition in die von gefährlichen Kreaturen nur so wimmelnden Wälder wird der Söldner von seinen Gefährten getrennt und findet fast den Tod. Die Na’vi Neytiri rettet ihn in letzter Sekunde und nimmt ihn mit zu ihrem Clan; eine Bekanntschaft, die Jake zunächst ausnutzt, um Informationen auszuspionieren, die ihn und seine Weltsicht jedoch langsam, aber sicher verändern.

3D mag keine so revolutionäre Neuerung der Filmsprache sein wie die Einführung des Ton- oder Farbfilms, schließlich ist die Suggestion von Raumtiefe fast so alt wie der Film selbst, und tatsächlich funktioniert „Avatar“ auch in 2D. Dennoch wird die Erkundung Pandoras durch die fast hyperrealistische Sogwirkung der neuen Technik zum Faszinosum, das den Hype, der im Vorfeld um „Avatar“ gemacht wurde, durchaus rechtfertigt. Sei es das Gleiten durch die erhabenen Tiefen des Weltraums, seien es die Verfolgungsjagden in dem wild wuchernden Pandora-Wald oder der schwindelerregende Sturz von einer Felskante auf dem Rücken einer Flugechse: Camerons 3D-Technik verleiht dem Kino als suggestivem Erleben von Raum und Bewegung eine neue Qualität.

Dies bleibt in „Avatar“ jedoch nicht reiner Selbstzweck, sondern dient Cameron als kongeniales Medium einer ebenso zeitlos berührenden wie hochaktuellen Fabel, in der der alte Leib-Seele-Dualismus, übertragen auf die Körperpolitik des virtuellen Zeitalters, zur Debatte steht und politisch-ökologische Reizthemen um den menschlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen kritisch und eindringlich angegangen werden.

Aufbruch in neue (Kino-)Epoche

Das sinnliche wie sinnige Creature- und Set-Design trägt dies ebenso mit wie die Gestaltung der Körper – von der Hauttextur der Na’vi bis zu den vom Muskelschwund gezeichneten Beinen des Helden – oder die Inszenierung der Nebenfiguren, die bekannte Genre-Stereotypen durch kleine Brüche interessant machen, nicht zuletzt einmal mehr durch die für Cameron typische Unterwanderung von Gender-Klischees. Auf diesem Fundament formen sich die Spannungsbögen ähnlich elegant und imposant, wie sich die Felsbögen über dem heiligen Baum der Na’vi zum Naturmonument runden – zum wahrhaft großen Abenteuer-Epos einer neuen Kinoepoche.

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