Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne

Animation | Dänemark 2017 | 76 Minuten

Regie: Amalie Næsby Fick

In einem idyllischen Ort am Meer verschwindet eines Tages der beliebte Bürgermeister und sein Nachfolger verändert zum Verdruss der Einwohner das freundliche Gesicht der Stadt. Als ein Elefant und eine Katze deshalb eine Flaschenpost mit einem Hilferuf finden, machen sie sich gemeinsam mit einem menschlichen Wissenschaftler auf den Weg über das Meer. So außergewöhnlich wie ihr Transportmittel – eine ausgehöhlte Riesenbirne – ist der dänische CGI-Animationsfilm insgesamt, der durch seinen Bildwitz und das Ideenreichtum überrascht und trotz einfacher Geschichte für sich einnimmt. - Sehenswert ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
DEN UTROLIGE HISTORIE OM DEN KÆMPESTORE PÆRE
Produktionsland
Dänemark
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
A. Film/Einstein/Nordisk Film Production
Regie
Amalie Næsby Fick · Jørgen Lerdam · Philip Einstein Lipski
Buch
Bo Hr. Hansen
Kamera
Niels Grønlykke
Musik
Fridolin T.S. Nordsø
Schnitt
Hans Perk · Anders Sørensen
Länge
76 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 6.
Genre
Animation | Kinderfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Koch (16:9, 1.78:1, DD5.1 dän./dt.)
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Diskussion

Dänischer Animationsfilm über zwei sprechende Tiere und einen menschlichen Wissenschaftler, die sich in einer ausgehöhlten Riesenbirne auf eine Suche nach ihrem verschwundenen Bürgermeister machen. Ein Kinderfilm mit einer einfachen Geschichte, aber voller Ideen und Bildwitz.

Querschnittbilder kennen wir eigentlich eher aus Sachbüchern. Sie zeigen die Oberfläche, aber gleichzeitig auch, was darunter im Verborgenen liegt. Auch die Regisseure des CGI-Animationsfilms „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“ haben ein Faible für solche Querschnittbilder. Egal, ob es sich nun um Häuser, auf dem Meer schwimmende ausgehöhlte Riesenbirnen, um mechanische Seeungeheuer oder geheimnisvolle Inseln handelt: All diese Orte sehen wir immer wieder von der Seite als verspielte Raumlabyrinthe. Ungewöhnliche Sichtweisen wie diese verleihen der Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs von Jakob Martin Strid einen besonderen Look und machen die anfängliche Skepsis zunichte. Denn auch wenn der dänische Film in technischer Sicht Prestigeproduktionen aus Hollywood nicht das Wasser reichen kann und die beiden tierischen Helden – ein sprechender Elefant und eine sprechende Katze – innerhalb einer Menschenwelt gewöhnungsbedürftig wirken, so zeichnet er sich doch durch eine künstlerische Eigenständigkeit aus. Mit einem schönen Blick für Details führt die recht simpel gestrickte Geschichte auf eine abenteuerliche Reise mit allerlei Episoden, die bisweilen skurril, bisweilen unheimlich oder gar träumerisch sind. Doch ihren Ausgangspunkt nimmt die Handlung in einer Idylle: In Sonnenstadt.

Die besten Tage des hübschen Orts am Meer sind allerdings gezählt. Nachdem der beliebte Bürgermeister J.B. eines Tages spurlos verschwindet, übernimmt dessen Kollege Knorzig das Amt – und lässt sogleich ein neues Hochhaus bauen, das alles in Sonnenstadt sprichwörtlich in den Schatten stellt. Die Einwohner sind frustriert. Als der Elefant Sebastian und die Katze Mitcho eine von J.B. abgesendete Flaschenpost finden, schöpfen sie Hoffnung und machen sich schon kurze Zeit später im Bauch einer ausgehöhlten Riesenbirne auf den Weg über das Meer, um die geheimnisvollen Insel zu suchen, auf der J.B. gestrandet ist.

Skurrile Begegnungen stehen im Mittelpunkt

Die Reise über einen Ozean in einem riesigen Obststück erinnert zwar an Roald Dahls „James und der Riesenpfirsich“, hat mit diesem aber abgesehen von dem fantastischen Transportmittel glücklicherweise sonst nichts gemeinsam. Anstelle der Dahl’schen Doppelbödigkeit stehen hier skurrile Begegnungen im Mittelpunkt, von Piraten über einen selbstverliebten Wissenschaftler bis hin zu Geistern, die stets an außergewöhnlichen Schauplätzen stattfinden. „Die unglaubliche Geschichte von der Riesenbirne“ lebt von seinen faszinierenden Schauplätzen und dem Wechsel der Stimmungen, eine Freibeuter-Gesangseinlage hat darin ebenso ihren Platz wie eine dramatische Rettungsaktion, in der Mitcho und Sebastian ihre Freundschaft unter Beweis stellen können. Bedauerlich ist nur, dass die Figurenentwicklung mehr behauptet wird und altersübliche Themen wie Zusammenhalt und Mut nur gestreift werden. Andererseits aber gelingt es dem Film, bis zum Ende hin immer wieder zu überraschen. Wenn es um den Umgang mit Schurken geht, zeigt er im Kino eher seltene Wege auf und verzichtet auf eine kathartische Bestrafung, ohne dass dies sonderlich pädagogisch wirken würde.

Dass dem Eröffnungsfilm des diesjährigen Kplus-Programms der Berlinale-Sektion „Generation“ eher wenig Beachtung geschenkt wurde, liegt vielleicht auch daran, dass die durch und durch nette Geschichte nicht zu dem Image passt, für das diese Reihe steht. Für sich genommen ist der dänische Animationsfilm dank seines Bildwitzes und Ideenreichtums aber eine gelungene Abwechslung, die es ohne weiteres mit lieblos heruntergekurbelten deutschen CGI-Produktionen aufnehmen kann.

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