Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

4K UHD | Großbritannien/USA 2016 | 133 Minuten

Regie: David Yates

Reizvolles Spin-off aus dem „Harry Potter“-Universum: In den 1920er-Jahren reist ein britischer „Magizoologe“ mit einem Koffer voller magischer Kreaturen nach New York, wo die gefährlichen Umtriebe eines seltsamen Wesens Zauberer wie Menschen alarmiert haben. Der Magier gerät zwischen die Fronten, findet aber Hilfe bei zwei ungleichen Hexen-Schwestern sowie einem mutigen „Muggel“. Der ebenso unterhaltsame wie in Spezialeffekten, großartiger Ausstattung und detailverliebten Kostümen visuell spektakuläre Ausbau von Joanne K. Rowlings magischer Zauberer-Welt punktet nicht weniger mit seinen liebenswerten Figuren. Vor allem aber verliert der Film hinter seinem üppig aufgefahrenen (Effekte-)Zauber nicht die existenziellen Konflikte um Vorurteile sowie um die Angst gegenüber Fremdem aus dem Blick. - Sehenswert ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
FANTASTIC BEASTS AND WHERE TO FIND THEM
Produktionsland
Großbritannien/USA
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Heyday Films/Warner Bros.
Regie
David Yates
Buch
J.K. Rowling
Kamera
Philippe Rousselot
Musik
James Newton Howard
Schnitt
Mark Day
Darsteller
Eddie Redmayne (Newt Scamander) · Katherine Waterston (Porpentina Goldstein) · Dan Fogler (Jacob Kowalski) · Alison Sudol (Queenie Goldstein) · Colin Farrell (Percival Graves)
Länge
133 Minuten
Kinostart
17.11.2016
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 12.
Genre
4K UHD | Abenteuer | Fantasy | Literaturverfilmung
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD & 3D-Einzeldisk) enthält keine erwähnenswerten Extras. Neben einer 3D-Einzeldisk wurde zudem eine Edition mit 2D & 3D Disk veröffentlicht. Die 2D-BD enhält indes folgende Extras: Die Featurettes "Vor Harry Potter: Eine neue Ära beginnt!" (16 Min.), "Charaktere" (25 Min.), "Die Geschöpfe" (21 Min.), "Das Design" (34 Min.) sowie ein Feature mit elf im Film nicht verwendeten Szenen (15 Min.). Die BD-Editionen sind mit dem Silberling 2017 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Warner (16:9, 2.35:1, Dolby_Atmos engl./dt.)
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Fantastisches Spin-off zur "Harry Potter"-Reihe

Diskussion

Muss das sein: noch ein Film aus dem „Harry Potter“-Universum, obwohl der Zyklus nach sieben Romanen und acht Adaptionen so schön rund und in sich abgeschlossen war? Es muss natürlich nicht, aber es kann – wenn man wie Joanne K. Rowling nicht nur eine treue Fangemeinde besitzt, sondern vor allem die kreative Potenz, um den erzählerischen Kosmos sinnstiftend zu weiten und in neue Richtungen auszuloten. Genau das ist Rowling und ihren künstlerischen „partners in crime“ gelungen, jüngst mit dem als Theaterstück ausgeführten „Potter“-Sequel „The Cursed Child“ und nun mit dem Film „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, der ein Spin-off zu den Romanen darstellt und in die Zeit vor Harry Potter zurückführt.

Anders als bei den „Potter“-Filmen gibt es dafür keine Romanvorlage. Das Buch „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, das in Hogwarts als Schullektüre zur Pflege magischer Geschöpfe dient, ist ein „Sachbuch“ über die das „Potter“-Universum bevölkernden Kreaturen wie Drachen, Hippogreife, Thestrale & Co.; der Film widmet sich dessen Autor Newt Scamander. Der britische Zauberer und ehemalige Dumbledore-Schüler befindet sich eingangs auf einem Dampfer nach New York, mit einem Koffer im Gepäck, in dem es verdächtig rumpelt.

Newt ist ein Experte für und ein glühender Liebhaber von magischen Geschöpfen jeglicher Couleur; wie sein geistiger Erbe Hagrid hält er selbst die tödlichsten Monster für liebenswerte, zutiefst missverstandene Geschöpfe. In New York angekommen, das durch Set- und Kostümdesign irgendwo in den Wilden 1920er-Jahren verortet wird, setzt er sich damit allerdings gründlich in die Nesseln. Die magische Community der Vereinigten Staaten ist wegen Hexerei-feindlicher Stimmungen im Land mehr denn je darauf bedacht, diskret und im Geheimen zu operieren, um keinen Krieg mit den Muggeln (in den USA: No-Majs) zu riskieren. Als Newt durch eine Verkettung unglücklicher Umstände die absonderlichen Wesen entwischen, die er ins Land geschmuggelt hat, schrillen die Alarmglocken – vor allem bei der ehemaligen Aurorin Tina Goldstein, die wegen eines Aussetzers im Amt suspendiert wurde und sich gerne wieder als Top-Kraft beweisen würde. Bald aber begreift sie, dass sie sich nicht vorrangig um Newt und seine Kreaturen sorgen muss. In New York geht vielmehr etwas um, was kein Tierwesen, aber äußerst gefährlich ist. Und noch weitaus bedrohlicher ist der dubiose Zauberer, der dieses Etwas gerne kontrollieren würde.

Auch wenn sie diesmal „Titelhelden“ sind, stellen die magischen Kreaturen, die die Kryptozoologie der bisherigen Filme um einige wunderbare Exemplare bereichern, nur das i-Tüpfelchen der Geschichte dar. Das wahre Kapital sind die menschlichen Figuren und ihre Konflikte. Man merkt deutlich die Handschrift von Rowling, die das Drehbuch verantwortet hat, wenn sich magische Erfindungen wie das „Obscurus“, eine schwarz-nebulöse Macht, die in den Straßen von New York für Angst und Schrecken sorgt, jenseits ihrer spektakulären Effekte vor allem als eindrucksvolle Verbildlichungen existenzieller Zustände entpuppen, in diesem Fall als „teenage angst“ unterdrückter Jugendlicher. Eindringlich ist auch das erzählerische Anliegen, das sich als „Moral von der Geschichte“ herauskristallisiert: Nicht die „Monster“ sind die wahren Gegenspieler der Helden, sondern die Vorurteile und Abgrenzungstendenzen gegen das, was als „fremd“ und minderwertig empfunden wird.

Dementsprechend ist die wichtigste Tugend der Hauptfiguren weniger Stärke als vielmehr der Mut, mit Offenheit und Güte auf andere zuzugehen. Newt Scamander, von Eddie Redmayne als sanfter, im Umgang mit Menschen etwas linkischer, bei seinen Biestern dafür höchst souveräner junger Mann gespielt, und die energische Tina Goldstein (Katherine Waterston) wachsen einem ähnlich wie Harry & Co. schnell ans Herz. Zudem wird mit Newts Sidekick, dem pummeligen Bäcker Jacob Kowalski, der zuerst widerwillig, dann mit wachsendem Eifer in Newts Abenteuer verstrickt wird, erstmals ein Muggel zur tragenden Figur und droht durch die schauspielerisch köstliche Interpretation von Dan Fogler dem Hauptdarsteller Redmayne den Rang als Zuschauerliebling abzulaufen. Zusammen mit einem bis in kleine Nebenrollen hervorragenden besetztem Ensemble und der Sorgfalt, die Kostümdesignerin Colleen Atwood, Production Designer Stuart Craig, Komponist James Newton Howard und die anderen Mitarbeiter darauf verwendet haben, das New York der 1920er-Jahre zum Leben zu erwecken und es mit Magie zu durchsetzen, sorgen auch diese neuen Rowling-Helden für ein Fantasy-Abenteuer, das Lust auf mehr macht.

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