In Port of Spain braucht man nie lange auf den nächsten Gewaltausbruch zu warten. Im östlichen Teil der Hauptstadt von Trinidad und Tobago leben die Armen und Arbeitslosen, die von Wirtschaftsboom und Tourismuseinnahmen des Zwei-Insel-Staats nicht das Geringste zu erwarten haben: Eine vergessene Welt, beherrscht von Drogendealern, Dieben und Mördern, Zuhältern und Huren. Die Männer versuchen der Spirale aus Gewalt und Verbrechen zu entrinnen und ziehen doch die Jungen aus der nächsten Generation direkt wieder dort hinein; zuhause erwarten sie ihre Frauen, Freundinnen und Mütter, die mit verbaler Vehemenz das tägliche Essen einfordern. Die einzige Stimme, die sich in „God Loves the Fighter“ aus der Resignation erhebt, gehört King Curtis, einem einsam durch die Straßen der Stadt ziehenden, über die Verhältnisse schimpfenden Mann, der vielleicht ein Verrückter und vielleicht ein Geist ist – scheinbar an allen Orten zugleich präsent und dabei von der Welt um ihn herum offensichtlich nicht wahrgenommen.
Der Auftritt dieses allwissenden Erzählers ist ein kluger Einfall des Regiedebütanten Damian Marcano, durch den er die Handlungsstränge des Films bündeln kann. Verschiedene Schicksale werden so angestoßen, gespiegelt und zum Teil miteinander verknüpft, wie die einer aussteigewilligen Prostituierten und eines gutmütigen Kleinkriminellen, der sich zur selbstlosen Hilfe bewegen lässt und die Folgen für diese humane Geste zu spüren bekommt. Der fiebrige Erzählton erinnert an Vorbilder wie „City of God“, Marcanos Inszenierung ist allerdings weniger episch und – aus Budget-Gründen – auch weniger rasant-virtuos. Effektiv ist sie trotzdem: Der Film setzt auf ein einfallsreiches visuelles Konzept oft überbelichteter Aufnahmen, die das Gefühl einer (alb-)traumhaften Sphäre verstärken. Darin zeigt sich Marcano letztlich konsequenter als in der Narration, bei der ihm doch mitunter der ein oder andere Faden entgleitet. Davon abgesehen aber ist „God Loves the Fighter“ eine aufrüttelnde und inszenatorisch vielschichtige Collage, mit der sich der trinidadische Film eindrücklich auf der cineastischen Weltkarte platziert.